Limesschule Idstein führt Schüleraustausch mit dem russischen Uglitsch nach vierjähriger Pause weiter
04.05.2018 - Idsteiner Zeitung (Hendrik Jung)
IDSTEIN - Ihre Einträge ins Gästebuch der Stadt Idstein markieren einen wichtigen Punkt in der seit 23 Jahren bestehenden Städtepartnerschaft mit der russischen Kommune Uglitsch, die rund 250 Kilometer nördlich von Moskau liegt. Neun Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nummer Drei sind die ersten Teilnehmer eines Schüleraustauschs, der einst mit der Pestalozzischule etabliert worden war und nach vier Jahren Pause jetzt von der Limesschule weitergeführt wird. Im Juni werden 34 Jugendliche aus Idstein zum Gegenbesuch aufbrechen und dabei zum Teil von ihren jetzigen Gästen beherbergt.
Zum einwöchigen Deutschlandaufenthalt gehören neben dem Kennenlernen von Partnerstadt und -schule auch ein Besuch des Frankfurter Mitmach-Museums Experiminta sowie ein Ausflug nach Rüdesheim. „Bei uns in Russland ist es im Moment noch grau und dunkel. Ich denke die ganze Zeit, wie schön das hier ist mit all dem Grün und den Blüten“, berichtet die 15-jährige Miliena in fließendem Englisch von ihren ersten Eindrücken. Ganz begeistert ist sie auch von ihrer Gastfamilie, die ihr den Aufenthalt sehr angenehm mache. Im Juni möchte sie ihrer neuen Freundin dann unter anderem ihre Lieblingsplätze an der Wolga zeigen.
Städtepartnerschaft geht durch den Magen
„Eine Reise nach Russland ist etwas, was man vielleicht nicht noch einmal macht, wenn man keine Verbindung dorthin hat“, erläutert die 16-jährige Marlena. Die Inspiration dafür hat sie von ihrer Mathematik-Lehrerin Katharina Wolter erhalten, die Teilnehmer des Austauschs ab und zu erste Vokabeln in russischer Sprache beibringt. „Wir haben zum Beispiel gelernt, dass man ältere Respektspersonen anders begrüßt als Gleichaltrige“, berichtet die 16-jährige Juliane.
Wolter übernimmt auch die Übersetzung der Grußworte beim Empfang des Bürgermeisters in der Alten Kanzlei. „Es ist besonders schön, wenn Austausch zwischen jungen Menschen stattfindet“, betont Rathauschef Christian Herfurth (CDU). Mehr als 230 Begegnungen habe es seit den ersten Treffen 1990 bereits gegeben. Auf russischer Seite gehört zum ersten Mal die junge Sport-Lehrerin Katja Presnuchina zur Delegation, deren Worte übersetzt werden. „An der Limesschule hat mir gut gefallen, dass es verschiedene Gebäude gibt, die Kinder aber alle auf einem Hof zusammenkommen. Bei uns ist es oft ein großes Gebäude, aber die Kinder bleiben getrennt voneinander auf einem Flur oder einem Stockwerk“, berichtet die 21-Jährige von ihren ersten Beobachtungen. Während die russischen Gäste mit Schokolade beschenkt werden, erhält Herfurth von Lehrerin Galina Rybakova und Uglitschs stellvertretender Bürgermeisterin Yuliya Voronova unter anderem ein solides Schnittbrett überreicht.
Schließlich geht auch eine Städtepartnerschaft durch den Magen. Daher bekochen sich die beiden Gruppen anschließend in der Limesschule. Auf der einen Seite gibt es Hering, Blini und Salat Olivier, auf der anderen Kartoffeln, Sauerkraut und Bratwurst. „Meine Freunde haben mich gefragt, was ich in Deutschland will? Da gebe es nur Bier und Würstchen“, erläutert die 15-jährige Miliena. Sie sei froh darüber, dass sie sich nun einen eigenen Eindruck verschaffen könne, von dem sie nach ihrer Rückkehr zu Hause berichten werde.